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Sonja Rohde fiebert ihrem Kindheitstraum entgegen. Läuft alles nach Plan, dann wird sie im kommenden Jahr als erste deutsche Frau ins All fliegen. Das SpaceShipTwo wird vom ersten Spaceport der Welt in New Mexico starten.
Was zieht Sie ins All?
Schon als Kind träumte ich von einer Reise zu den Sternen. Meine Großmutter hatte mir ein Kinderlexikon geschenkt. Raumfahrt und Dinosaurier waren meine Lieblingsseiten. Mein Vater musste mir daraufhin einen Sternenhimmel aus Leuchtsternen über mein Bett kleben. Die Faszination hat nie aufgehört. Ich war begeistert von der Sendung „Spacenight“, in der Bilder aus dem Weltall im Fernsehen übertragen werden. Irgendwann hörte ich, dass ab 2050 Weltraumreisen für Privatpersonen möglich sein würden. Die Hoffnung auf eine Reise ins All – zumindest als zahnlose Oma – hatte ich deshalb nie aufgegeben.
Wie haben Sie Sir Richard Branson kennengelernt?
Ich lernte Sir Richard Branson auf einer Safari in Afrika kennen. Bei einem gemeinsamen Abendessen kam die Rede dann auf Virgin Galactic, Bransons privates Raumfahrtunternehmen. Ich dachte, mich trifft der Schlag, dass mein Kindheitstraum jetzt wahr wird. Diese Begegnung muss Schicksal gewesen sein. Ich habe sofort zugesagt, dass ich auf jeden Fall mitfliegen will. Das war eine spontane Entscheidung, die von Herzen kam.
Müssen Sie viel trainieren?
Wir haben regelmäßig Trainingseinheiten, die von Virgin Galactic organisiert werden. Beispielsweise habe ich schon ein Schwerelosigkeitstraining im Kennedy Space Center in Cape Canaveral absolviert. Das Training war ein einzigartiges Erlebnis. Leicht wie eine Feder durch den Raum zu fliegen ist einfach unbeschreiblich. Danach folgte ein Zentrifugentraining bei der NASTAR. Dabei wird ein Raketenstart simuliert und der Körper dem Sechsfachen der Erdanziehungskraft ausgesetzt. Außerdem habe ich diverse medizinische Tests gemacht, um zu zeigen, dass mein Körper fit genug ist für einen Trip ins All.
Wie wird der Flug selbst ablaufen?
Das Trägerflugzeug White Knight wird uns zuerst auf 15.000 Meter Höhe bringen, dann wird das Space Ship abgekoppelt, zündet für zwei Minuten die Raketentriebwerke und durchbricht innerhalb von 8 Sekunden die Schallmauer. Mit 5.000 Stundenkilometern schießen wir dann senkrecht weitere 100 Kilometer hinaus ins All. Wir werden sechs Passagiere und zwei Piloten sein, und wir werden alles erleben, was zu einem Weltraumabenteuer gehört: Die Schwerelosigkeit, einen Blick von tausend Meilen in jede Richtung, bei dem man die Sonne, den Mond, die Erde und die Sterne gleichzeitig sehen kann. Ich werde den Raketenantrieb am eigenen Körper spüren und den Himmel vorbeirasen sehen, erst hellblau, dann dunkelblau, lila und schließlich am helllichten Tage schwarz. Und dann diese einzigartige Stille. Unsere Helme werden mit Kameras ausgestattet sein, die alles aus unserer jeweiligen Blickrichtung filmen. Höchstwahrscheinlich werden wir sogar eine Live-Verbindung zur Erde haben.
Es muss sich wunderbar anfühlen, wenn man seinen Traum verwirklichen kann.
Ja, das tut es, aber es sollte doch auch Mut machen. Jeder Traum kann in Erfüllung gehen, auch in Momenten, in denen man gar nicht mehr damit rechnet und nicht darauf gefasst ist. Das ist doch, was am Leben so interessant ist: Alles kann passieren.
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